Kieferchirurgie
Zahnentfernung (Extraktion)
Trotz modernster Techniken ist der Erhalt des Zahnes nicht immer möglich.
So können Zähne durch Karies oder eine Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates) soweit geschädigt sein, dass ihre Entfernung erforderlich wird. Dafür wird der Zahn in örtlicher Betäubung aus seinem Knochenfach (Alveole) gelöst und entfernt. Auch tief zerstörte Zähne oder Wurzelreste lassen sich so schonende und schnell entfernen. Die abschließende Wundreinigung beseitigt entzündete Gewebereste und schützt vor Komplikationen während der Wundheilung.
Weisheitszahnentfernung
32 Zähne hat normalerweise das menschliche Gebiss. Der jeweils hinterste Zahn einer Zahnreihe ist der Weisheitszahn. Er wird als letzter Zahn gebildet und seine Entwicklung ist oft erst im Erwachsenenalter abgeschlossen.
Bei vielen Menschen ist der Kiefer zu klein und der Weisheitszahn findet keinen Platz. Durch diesen Platzmangel bleibt er dann ganz oder teilweise im Kieferknochen stecken. Dabei kann er Nachbarzähne beschädigen, verschieben oder Entzündungen und Zysten verursachen. Solche Fälle erfordern die operative Entfernung der Weisheitszähne.
Typischerweise erfolgt die Indikationsstellung und die Behandlungsplanung anhand einer Zahnübersichtsaufnahme (Orthopantomogramm). In Fällen einer engen Lagebeziehung der Zahnwurzel zum Unterkiefernerven, kann die Anfertigung einer digitalen Volumen-Tomographie (DVT) sinnvoll sein.
Bei der Zahnentfernung wird nach der örtlichen Betäubung zunächst das Zahnfleisch und anschließend der Kieferknochen eröffnet. Dies kann in den meisten Fällen über einen kleinen Zugang zum Kieferknochen erfolgen, über welchen der Zahn nachfolgend entfernt werden kann. Danach wird die Wunde sorgfältig gereinigt und abschließend vernäht.
Der Heilungsverlauf kann durch die PRF-Eigenbluttherapie beschleunigt und die postoperativen Schmerzen minimiert werden.
Kieferorthopädische Chirurgie - Freilegung von verlagerten Zähnen, Miniimplantate, Zahnkeimtransplantation
Manchmal finden bleibende Zähne nicht von alleine den richtigen Weg durch den Kiefer in den Mund, sie retinieren oder liegen in einer falschen Richtung (verlagerter Zahn). Ebenso können bei einem zu kleinen Kiefer Zähne unter anderen Zähnen hängen bleiben und somit auf dem Weg „stecken bleiben“.
In diesen Fällen kann der Chirurg helfen, den Zahn in die richtige Bahn zu lenken.
Bei direkt unter der Mundschleimhaut gelegenen Zähnen reicht ein kleiner Schnitt, um den Zahn freizulegen.
Tiefer im Kieferknochen liegende Zähne müssen operativ freigelegt werden, um ihnen den ,,richtigen Weg„ zu weisen. Dazu erfolgt nach der Betäubung ein kleiner Schnitt und der Knochen wird vorsichtig abgetragen, um die Zahnkrone schonend freizulegen. An dieser wird anschließend eine Kette geklebt, mit welcher der Kieferorthopäde den Zahn in die gewünschte Kieferstelle bewegen kann.
Zur Fixierung kieferorthopädischer Apperaturen an der knöchernen Basis (skelletale Verankerung) können Miniimplantate inseriert werden. Über diese Titanstifte lassen sich Zähne unabhängig von anderen bewegen. Dabei wird die für die Zahnbewegung notwendige Kraft direkt in den Knochen ableitet. Eine smarte Lösung, mit der sich auch im Erwachsenalter gekippte Zähne aufrichten lassen, ohne die Nachbarzähne zu verschieben.
Gemeinsam mit Ihrem Kieferorthopäden besprechen und bewerten wir die individuelle Gebisssituation, um die optimale Position der Miniimplantate zu bestimmen. Ihr Kieferorthopäde oder wir beraten Sie gern dazu.
Im Kindesalter oder bei jungen Erwachsen können bleibende Zähne bereits umfangreich durch eine Karies geschädigt sein. Sehr oft betrifft das die ersten bleibenden Zähne, welche im Alter von sechs Jahren durchbrechen.
Ebenso können Zähne fehlen, wenn diese nicht angelegt (Nichtanlage) oder durch einen Unfall (Trauma) verloren gegangen sind.
Mit einer körpereigenen Zahntransplantation (autogen) kann der zerstörte Zahn ersetzt werden. Dabei wird der zerstörte Zahn entfernt und das verbliebene Zahnfach für den aufnehmenden Zahn in seiner Größe angepasst und vorbereitet.
Als Transplantat werden häufig Weisheitszähne verwendet, da ihre Größenentwicklung meist noch nicht abgeschlossen ist und im Kieferknochen zu wenig Platz für ihre Aufnahme zur Verfügung steht. Der Spenderzahn wird mit seinem umgebenden Gewebe behutsam entnommen und in das vorbereitete Zahnfach gesetzt. Über eine vorübergehende (temporäre) Schiene wird der Zahn vor zu starken Belastungen geschützt und in dem Zahnfach fixiert.
Zahntransplantationen im Alter von sechs und 30 Jahren zeigen die besten Erfolgsprognosen.
Präprothetische Chirurgie
Durch eine Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates) oder infolge fehlender Belastung nach einem Zahnverlust kann es zu einem Schleimhaut- oder Knochenrückgang kommen. Infolgedessen bietet der verbliebene Kieferknochen weniger Halt für eine Prothese.
Die schlecht sitzende Prothese baut den noch vorhandenen Kiefer durch Über- und Fehlbelastung weiter ab, ein Teufelskreis. Dieser kann durch Schleimhaut- und / oder Knochenkorrekturen unterbrochen werden. Überschüssige Schleimhaut (Schlotterkamm) oder störende Bänder lassen sich unkompliziert durch einen kleinen operativen Eingriff entfernen.
Sollte der Prothesenhalt durch eine geringe Restknochenhöhe beeinträchtigt sein, lässt er sich durch das Auflagern von Eigenknochen (Auflagerungsplastiken) erhöhen. Dabei wird an einer anderen Stelle Knochen entnommen und an der Stelle, welche aufgebaut werden soll mit kleinen Schrauben fixiert.
Im Falle, dass der vorhandene Oberkieferknochen ausreichend dimensioniert ist, aber der Prothese durch einen abgeflachten Mundvorhof unzureichenden Halt bietet, können die störenden Schleimhäute verlagert werden. Dabei werden diese vom Kieferknochen gelöst, verschoben und an einer tieferen Stelle mit Nähten fixiert. Anschließend schützt eine Platte oder ihre angepasste Prothese den Bereich und sorgt für eine ungestörte Wundheilung.
Im Unterkiefer kann durch eine Vertiefung des Mundbodens (Mundbodenplatik) der Knochen erhöht werden. Dabei wird der Mundvorhof, der Mundboden und die Muskulatur zwischen Kinn und Mundboden nach unten verlagert. Eine Prothese oder Wundschutzplatte schützt auch hier die Wunde, bis sie verheilt ist.
Im Optimalfall hat die neue angefertigte oder angepasste Prothese ausreichend Halt. Sollte dieser weiterhin unzureichend sein, bieten Implantate eine weitere Möglichkeit zur Befestigung.
Im Falle, dass eine stabile Zahnwurzel vorhanden ist, die Krone jedoch wenig Restsubstanz für die Befestigung einer Krone bietet, kann eine chirurgische Kronenverlängerung das Problem lösen. Sie hilft, mehr Zahnsubstanz über dem Zahnfleisch sichtbar zu machen.
Dies kann aus ästhetischen Gründen, zur Verbesserung der Zahnfleischgesundheit oder zur Vorbereitung für restaurative Verfahren wie Kronen notwendig sein. Der Eingriff beginnt mit einer örtlichen Betäubung des betroffenen Bereiches.
Anschließend wird die Schleimhaut vorsichtig zurückgeschoben, um die Zahnkrone freizulegen.
In einigen Fällen muss auch der darunterliegende Knochen abgetragen werden, um genügend Platz zu schaffen. Nach der Anpassung des Gewebes wird das Zahnfleisch neu positioniert und vernäht.
PRF-Eigenbluttherapie
PRF steht für plättchenreiches Fibrin (Platelet Rich Plasma), eine körpereigene fibrinreiche Matrix welche aus dem Blut gewonnen wird.
Dazu entnehmen wir aus der Armvene etwas Blut und trennen durch Zentrifugation die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) heraus. Diese speichern Informationen für den Gewebeaufbau und bilden die Grundlage der Matrix. Zusätzlich enthält die Matrix Wachstumsfaktoren (Plasmaproteine), welche die Wundheilung fördern.
Der menschliche Körper produziert nach Verletzungen große Mengen Fibrin und regt damit die Wundheilung, die Bildung von Bindegewebe und Knochen an.
Die PRF-Behandlung mit Eigenblut unterstützt durch die beschleunigte Erneuerung der Gewebezellen den natürlichen Wundheilungsprozess. Da es sich um eine körpereigene Substanz handelt, sind Risiken und Nebenwirkungen nicht zu erwarten. Wir kopieren quasi die Natur und nutzen die PRF-Therapie zur Behandlung von Wunden nach Verletzungen, bei Operationen sowie Knochendefekten. So lassen sich beispielsweise verbliebenen Hohlräume nach einer Zysten- oder Zahnentfernung auffüllen. Dadurch können Schmerzen und Beschwerden reduziert und der Knochenschwund minimiert werden.
Entfernung von Zysten
Zysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume des Kieferknochens oder der Weichgewebe.
Sie entstehen oft in Folge einer Entzündung an einer Wurzelspitze, nach Unfällen (Trauma) oder auch in zahnlosen Kieferabschnitten, wenn Gewebereste nach einer zurückliegenden Zahnentfernung verblieben sind. Sie können weiterwachsen und im Laufe der Zeit gesunde Strukturen verdrängen. Daraus können Fehlstellung der Nachbarzähne resultieren.
Im schlimmsten Fall können sie den Knochen so weit abbauen, dass ein Kieferbruch (pathologische Fraktur) die Folge ist und sollten daher entfernt werden. Durch eine Operation kann das Wachstum gestoppt und der Kieferknochen langfristig stabilisiert werden. Mit der Röntgendiagnostik kann die Größe der Zyste festgestellt und anhand dieser die geeignete Operationsmethode festgelegt werden.
Zwei operative Möglichkeiten stehen je nach Größe der Zyste zur Verfügung. Bei der sogenannten Zystektomie wird die Zyste vollständig entfernt, der zurückbleibende Hohlraum verheilt von alleine. Bei ausgedehnter Zysten muss der Hohlraum mit Eigenknochen von einer anderen Stelle, Knochenersatzmaterial oder durch die Eigenbluttherapie (PRF) aufgefüllt werden.
Erreichen Zysten durch ihr Wachstum anatomische Strukturen, wie z.B. den Unterkiefernerven, können Gefühlsstörungen (Sensibilitätseinschränkungen) die Folge sein. Zum Schutz der Nachbarstrukturen ist daher eine Zystostomie das Mittel der Wahl. Dabei wird über die Mundschleimhaut ein Zugang zu der Zyste hergestellt und durch den Einsatz von Hilfsmitteln dieser offengehalten. Durch den nachlassenden Druck der Zyste bildet sich diese langsam zurück. Wenn die zu schützende anatomische Struktur nicht mehr gefährdet ist, kann der Rest der Zyste entfernt werden.
Kieferhöhlen-Operationen
Die Kieferhöhlen (Sinus maxillaris) sind luftgefüllte, mit Schleimhaut ausgekleidete Hohlräume und Teil der Nasennebenhöhlen. Ihre Belüftung erfolgt über einen Gang zur Nase, über den Sekret abgegeben wird und der Reinigungsfunktion dient.
Die Wurzelspitze der Oberkieferseitenzähne reicht sehr weit an die Kieferhöhle heran, manchmal liegt sie auch direkt in ihr. Infektionen an den Zähnen können durch die enge Lagebeziehung schnell auf die Kieferhöhle übergehen und eine Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris) verursachen. Diese werden durch Bakterien, Viren oder Pilze verursacht. So kann z.B. im Rahmen einer Wurzelkanalbehandlung das Füllmaterial des Wurzelkanals versehentlich in die Kieferhöhle gelangen und eine Pilzinfektion (Aspergillom) auslösen. Auch ausgedehnte Kieferzysten, ausgehend von den Wurzelspitzen der Zähne, können ursächlich für eine Entzündung der Kieferhöhle sein.
Im Rahmen einer eingehenden Untersuchung und unterstützt durch eine strahlungsarme 3D-Röntgenaufnahme (DVT) finden wir die Ursache und können deren Lage präzise bestimmen. Sind Fremdkörper die Ursache, müssen diese operativ entfernt werden. Dazu wird über den Mundvorhof ein kleiner Schnitt angelegt, über diesen der Knochen dargestellt werden kann. Nach der Knochenabtragung kann der Fremdkörper mit dem umgebenden entzündeten Gewebe aus der Kieferhöhle entfernt werden. Nach dem Vernähen der Wunde klären wir Sie ausführlich über bestimmte Verhaltensregeln auf.
Traumatologie Zahn- und Kieferverletzungen
In Alltagssituationen, bei Unfällen oder bestimmten Sportarten kommt es schnell zu Verletzungen im Gesichtsbereich. Weichgewebe, Zähne und Knochen werden dabei unterschiedlich stark beschädigt.
Beispielsweise liegt die Häufigkeit (Prävalenz) eines dentalen Traumas in allen Altersgruppen bei 25-30 %. Verletzungen der Haut wie z.B. der Lippen können häufig genäht werden. Sind die Zähne betroffen, richtet sich die Behandlung nach dem Ausmaß der Verletzung. Zähne können teilweise abbrechen (frakturieren), in ihrer Position verschoben oder gar vollständig aus ihrem Zahnfach gelöst sein. Reste verlorenen Zähne müssen entfernt und die Wunde gereinigt werden. Sollte der Kieferknochen an- oder durchgebrochen sein, müssen die Teile fixiert werden, um weitere Schäden wie z.B. eine Bruchspaltosteomyelitis zu vermeiden.
Tipp: In Schulen oder öffentlichen Einrichtungen sind oft Zahnrettungsboxen vorhanden, diese enthalten eine spezielle Flüssigkeit, in der ausgeschlagene Zähne oder abgebrochene Teile am besten gelagert werden können. Sind diese nicht verfügbar, sollten kalte Milch genutzt werden. Alternativ kann der Zahn auch im Mund gelagert werden, ab besten legen sie ihn dazu unter ihre Zunge. Den Zahn nur an der Krone anfassen, die Wurzel sollte nicht berührt werden. Gehen sie anschließend zusammen mit dem gelagerten Zahn zu ihrem Zahnarzt oder zu uns.
Zahnfleischkorrektur & Weichgewebsaufbau
Eine falsche Putztechnik, Fehlbelastung der Zähne und ein starker Zug der Lippen- und Zungenbänder kann eine Rezession verursachen. Diese bezeichnet einen Zahnfleischrückgang mit freiliegenden Zahnhälsen, ohne dass eine Infektion vorlag.
Liegt der Zahnhals frei, kann der Verzehr von Lebensmittels durch den fehlenden „Schutzmantel“ sehr schmerzhaft sein. So kann zum Beispiel der Genuss von kaltem Eis einschießende quälende Schmerzen auslösen. Ebenso wirken Zähne durch das fehlende Zahnfleisch verlängert, Betroffene empfinden dies als ästhetisch nachteilig.
Um den fehlenden „Schutzmantel“ zu erneuern und die Haltefunktion wiederherzustellen, können bestehende Gewebe aufgebaut werden. So kann der freiliegende Zahnhals durch Verschiebung von Zahnfleisch oder Bindegewebe aus der unmittelbaren Umgebung gedeckt werden (Rezessionsdeckung).
Eine weitere Möglichkeit der Wiederherstellung des Zahnfleisches sind Transplantationen. Bei ihr wird Schleimhaut oder Bindegewebe an einer gesunden Stelle entnommen und auf den Defektbereich verpflanzt. Schmelzmatrixproteine werden in der regenerativen Parodontalchirurgie angewendet, um die Regeneration des Zahnhalteapparates zu bewirken. Zurückgebildeter Kieferknochen und geschädigte Zahnhälse lassen sich sicher und für den Patienten angenehmer behandeln.
Wurzelspitzenresektion (WSR) und Intentionelle Replantation
Durch einen Unfall kann der Zahnnerv absterben, aber auch eine Karies kann den Zahn so weit zerstören, dass sich der Zahnnerv entzündet oder abstirbt. Teils starke Zahnschmerzen sind die Folge, wodurch eine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt wird.
Wurde bei einem entzündeten Zahn bereits eine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt und brachte nicht den angestrebten Erfolg, ist die Wurzelspitzenresektion eine Möglichkeit den Zahn zu erhalten. Dazu wird im Bereich der Wurzelspitze ein kleines Bohrloch an dem Kieferknochen angelegt, bis die Wurzelspitze sichtbar wird. Von dieser wird dann ein kleines Stück entfernt und das entzündete Gewebe ausgeschält. Nachfolgend werden die Wurzelkanäle desinfiziert und eine Wurzelfüllung eingebracht, um das erneute Eindringen von Bakterien zu verhindern.
Eine andere Möglichkeit den Zahn zu erhalten und in vielen Fällen eine gute Alternative zur Wurzelspitzenresektion stellt die Intentionelle Replantation dar. Sie ist mit deutlich weniger intra- sowie postoperativen Belastungen verbunden und komplikationsärmer. Nervenirritationen mit postoperativen Gefühlsstörungen oder die Eröffnung der Kieferhöhle sind nahezu ausgeschlossen.
Bei dieser Technik wird der Zahn vorsichtig entfernt und außerhalb des Mundes die Wurzelspitze abgeschnitten. Nachfolgend werden wie bei der WSR die Wurzelkanäle gesäubert, gefüllt und das infiziertes Gewebe entfernt. Der Zahn wird anschließend in sein ursprüngliches Zahnfach zurückgesetzt (replantiert) und mit einer kleinen Schiene an den Nachbarzähnen fixiert.
Der Nachteil ist, dass diese Technik nicht von der gesetzlichen Krankenkasse getragen wird und der Zahn beim Entfernen zerbrechen kann.
Parodontalchirurgie
Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis) zählt zu den Volkskrankheiten. Umgangssprachlich ist meist von einer Parodontose die Rede. In Deutschland leidet ca. jeder Zweite der über 35-Jährigen daran. Ihre Form ist unterschiedlich stark ausgeprägt und kann mild bis schwer verlaufen. An einer schweren Form leidet hierzulande jeder Fünfte. Bestimmte Faktoren und Lebensgewohnheiten z.B. Rauchen, Stress und Diabetes begünstigen die Erkrankung und wirken sich negativ auf den Behandlungserfolg aus.
Zahnfleischbluten ist das erste Anzeichen für eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Deren häufigste Ursache ist eine unzureichende Entfernung von Zahnbelägen (Plaque) in den Zahnzwischenräumen und der Zahnoberfläche. Bakterien besiedeln diese, gelangen in das Zahnfleisch und breiten sich dort aus.
Besteht der Zahnbelag über längere Zeit wird er durch den Speichel mineralisiert, Konkremente entsteht. An der rauen Oberfläche haften Bakterien bevorzugt und können sich dadurch stark vermehren. Wird die Entzündung nicht rechtzeitig behandelt, bildet sich das Zahnfleisch zurück. Die Folge sind freiliegende Zahnhälse, welche zu Wärme- und Kälteempfindlichkeiten führen.
Wird die Zahnfleischentzündung nicht behandelt, breitet sie sich weiter aus und kann eine Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis) zur Folge haben. Die Entzündung erfasst nach und nach alle Teile des Zahnhalteapparates. Das Zahnfleisch löst sich vom Zahn und bildet Taschen, die wiederum Nistplätze für Bakterien sind. Die Taschen werden tiefer, das Zahnfleisch geht weiter zurück, Gewebe- und schließlich auch Knochenabbau folgen. Der Zahn verliert seinen Halt und wird locker. Unbehandelt führt die Parodontitis am Ende oft zu einem Zahnverlust. Darüber hinaus verursachen die Entzündungen starke Schmerzen, Mundgeruch (Halitosis) und kann sich auf andre Körperregionen ausbreiten, dies kann mit schwerwiegenden Komplikationen verbunden sein.
Die häusliche Mundhygiene unterstützt durch eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung (PZR) sind wichtige Bestandteile der Verhütung und der effektiven Behandlung. Bei einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) werden die betreffenden Stellen gereinigt, Zahnstein entfernt und ein entzündungshemmendes (antiinflammatorisches) Medikament appliziert.
Hat sich bereits eine Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis) manifestiert, werden zunächst die Zähne durch eine professionelle Zahnreinigung (PZR) gereinigt.
Sollte der Zahnhalteapparat einiger Zähne bereits so stark geschädigt sein, dass diese nicht erhalten werden können, müssen sie leider entfernt werden. Nachfolgend werden die Zahnfleischtaschen mit speziellen Instrumenten gründlich gereinigt.
Sollte diese Therapie nicht ausreichend sein, kann eine Reinigung des Zahnhalteapparates unter Sicht durchgeführt werden. Dabei wird das Zahnfleisch, welches den Zahn und seinen Halteapparat abdeckt gelöst, die Wurzeloberfläche sorgfältig gereinigt und das Zahnfleisch an seiner ursprünglichen Stelle mit Nähten fixiert.
Fehlendes Zahnfleisch und freiliegende Zahnhälse können mit Lappen und Transplantaten gedeckt werden. Steht in der unmittelbaren Umgebung ausreichend Weichgewebe zur Verfügung, kann dieses auf die zu deckende Stelle verschoben werden (Verschiebelappen). Bei einem unzureichenden lokalen Schleimhautangebot stellen Schleimhaut- oder Bindegewebstransplantat eine Therapieoption dar. Dabei entnimmt man an einer anderen Stelle Gewebe und verpflanzt es dorthin, wo Gewebe fehlt. Sind aktive Entzündungen beseitigt und ein stabiler Zustand ihres Zahnhalteapparates erreicht, können ebenso Knochendefekte aufgefüllt und aufgebaut werden. Dafür eignet sich neben der Knochenverpflanzung, die Eigenbluttherapie (PRF) oder Schmelzmatrixproteine.
Auch eine falsche Putztechnik kann zu freiliegenden Zahnhälsen führen. Neben den Missempfindungen bei der Nahrungsaufnahme beklagen Patienten häufig die ästhetischen Beeinträchtigungen. Durch eine Rezessionsdeckung kann das Zahnfleisch mikrochirurgisch rekonstruiert und der freiliegende Zahnbereich wieder abgedeckt werden.
Korrekturen von Zungen- und Lippenbändern
Zu weit in den Zahnzwischenraum ziehende Zungen- und Lippenbänder können Beschwerden auslösen oder bei einer kieferorthopädischen Behandlung nachteilig sein.
Zieht das Lippenbändchen von der Oberlippe zu tief in den Zahnzwischenraum der Oberkieferfrontzähne, kann es deren Annäherung behindern, eine Zahnlücke ist die Folge. Dies kann in der Sprachentwicklung zu einem Lispeln (Sigmatismus) führen, da das für die s-Lautbildung typische ,“zischen“ nicht möglich ist.
Darüber hinaus empfinden es viele Patienten als ästhetisch nachteilig. Wird der Eingriff frühzeitig durchgeführt, kann sich die Zahnlücke oft von alleine schließen.
Verkürze Zungenbänder (Ankyloglossie) können die Beweglichkeit der Zunge einschränken und Stillschwierigkeiten verursachen, die wiederum schmerzende sowie wunde Brustwarzen der Mutter hervorrufen können. Die entsprechende chirurgische Korrektur ist bei uns ein minimalinvasiver und kleiner Eingriff.
Professionelle Zahnreinigung (PZR)
Sie als Patient sollten mindestens zweimal täglich ihre Zähne gründlich mit der Zahnbürste reinigen, dabei das Zahnfleisch mit massieren und einmal täglich ihre Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten reinigen.
Eine Professionelle Zahnreinigung (PZR) sollte in Abhängigkeit des individuellen Risikoprofils und der Gewohnheiten mindestens einmal jährlich unterstützende durchgeführt werden.
Sie beseitigt die Defizite der häuslichen Mundhygiene und hilft so Karies, Zahnfleischentzündungen oder einer Parodontitis vorzubeugen.
Dabei werden Zahnbelag (Plaque), Zahnstein und Verfärbungen auf den Zähnen entfernt sowie die Zahnzwischenräume sorgfältig gereinigt. Durch die anschließende Politur wird die Zahnoberfläche geglättet und ein Fluorlack aufgetragen, welcher den Zahnschmelz stärkt.
Die Kosten müssen gesetzlich versicherte Patienten selbst tragen, jedoch bezuschussen die meisten Krankenkassen diese Leistung einmal im Jahr.
Implantatprophylaxe
Ihre Entscheidung für Zahnimplantate war eine sinnvolle Investition in ihre Gesundheit und für mehr Lebensqualität.
Damit sie diese langfristig und bis ins hohe Alter behalten, müssen sie wie natürliche Zähne gereinigt werden. Jedoch haften sich mit der Zeit Beläge an die Implantatkrone und den Implantathals. Dieser Bereich ist schlechter mit der Zahnbürste erreichbar, wodurch sich immer mehr Belag bildet.
Werden die Beläge nicht entfernt, können sie wie an natürlichen Zähnen auch das Zahnfleisch angreifen, es entzündet sich.
Bestehen die Entzündungen über längere Zeit, kann sich daraus eine sogenannte Periimplantitis entwickeln. Ähnlich wie bei einer Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis) vermehren sich an der entzündeten Stelle die Bakterien und dringen immer tiefer in das Zahnfleisch ein. Erreicht die Entzündung den Kieferknochen, wird dieser aufgelöst. Das Zahnimplantat wird locker und führt im schlimmsten Fall zu dessen Verlust. Durch eine regelmäßige Implantatprophylaxe lassen sich die Entzündung frühzeitig stoppen und beugen einer Periimplantitis vor.
Behandlung von Speicheldrüsenerkrankung
Entzündungen der Speicheldrüsen (Sialadenitis) können akut oder chronisch verlaufen. Die Einnahme bestimmter Medikamente, eine Bestrahlung, verminderte Flüssigkeitszufuhr und unzureichende Mundhygiene können auch ursächlich sein.
Am häufigsten werden sie jedoch durch Speichelsteine (Sialolithen) ausgelöst. Eine Speicheldrüsenentzündung äußert sich zunächst in einer schmerzhaften Schwellung. Tritt diese bei der Nahrungsaufnahme auf, ist meistens ein Speichelstein die Ursache, er verstopft den Ausführungsgang und der Speichelabfluss ist gestört. Speichelsteine können je nach Lage mit einem kleinen chirurgischen Eingriff entfernt werden. Liegen sie in der Nähe des Ausführungsganges, kann ggf. eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr, Kaugummikauen und das Lutschen sauer drops deren Spontanabgang bewirken. Bakterielle Entzündungen lassen sich mit Antibiotika effektiv behandeln, während Abszesse zusätzlich eine chirurgische Intervention im Sinne einer Abszessspaltung bedürfen.
Speicheldrüsentumore lokalisieren sich bevorzugt in der Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis) und sind in 80 % der Fälle gutartiger Natur. Bösartige Formen sind auch möglich und betreffen mehrheitlich die Unterkiefer (Glandula submandibularis)- und Unterzungenspeicheldrüsen (Glandula sublingualis).
Schmerzlose Schwellungen (Sialadenosen) werden durch Allgemeinerkrankungen wie Diabestes mellitus und Medikamente verursacht. Weitere Möglichkeiten stellen Störungen der Nerven oder der Hormonproduktion dar und bedürfen die Behandlung der entsprechenden Grunderkrankung.
Behandlung von Mundschleimhautveränderungen
Mundschleimhautveränderungen sind Abweichungen oder Auffälligkeiten im Gewebe, das die Mundhöhle auskleidet. Diese Veränderungen können verschiedene Formen annehmen, wie Rötungen, Schwellungen, Flecken oder Geschwüre.
Sie können aus unterschiedlichen Gründen auftreten, einschließlich Reizungen, Infektionen, Verletzungen oder in seltenen Fällen auch Krebserkrankungen. Die Inspektion der Mundschleimhäute sollte regulär bei jeder Kontrolluntersuchung ihres Zahnarztes durchgeführt werden. Fallen dabei Veränderungen auf, welche eine weitere Abklärung bedürfen ist die Vorstellung bei einem erfahrenen Oralchirurgen wichtig, um die genaue Ursache der Veränderungen zu bestimmen. Einige weisen auf ernsthafte Erkrankungen hin, welche nicht auf die Mundhöhle beschränkt sind.
Grundsätzlich gilt, dass eine frühzeitige Abklärung und Behandlung die Heilungschancen verbessert. Der Oralchirurg hat spezielle Kenntnisse und Mittel, um die Mundschleimhaut gründlich zu untersuchen und die richtige Diagnose zu stellen. In manchen Fällen kann eine Probenentnahme Biopsie notwendig sein, bei der eine kleine Gewebeprobe entnommen und unter dem Mikroskop untersucht wird.
Die Behandlung von Mundschleimhautveränderungen hängt von der zugrundeliegenden Ursache ab. Bei harmlosen Veränderungen, die durch Reizungen oder kleinere Verletzungen verursacht wurden, kann eine einfache Anpassung der Mundhygiene oder der Ernährung ausreichen. Bei Infektionen können spezielle Mundspülungen oder Medikamente verschrieben werden. Wenn eine ernsthaftere Erkrankung wie Krebs vorliegt, sind möglicherweise umfassendere Behandlungen erforderlich. Die frühzeitige Untersuchung durch einen Spezialisten erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung und kann helfen, schwerwiegendere Probleme zu verhindern.
Fokussuche
Eine Fokussuche ist ein diagnostisches Verfahren, das darauf abzielt, potenzielle Infektionsherde im Mundbereich zu identifizieren, die negative Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit haben könnten.
Diese Infektionsherde, auch als „orale Foci“ bezeichnet, können systemische Krankheiten auslösen oder verschlimmern.
Die Fokussuche umfasst eine gründliche Untersuchung des gesamten Mundraums. Dabei werden Zähne, Zahnfleisch, Kieferknochen und Weichgewebe auf Anzeichen von Entzündungen oder Infektionen überprüft. Zu den Methoden, die hierbei eingesetzt werden, gehören klinische Inspektionen, Röntgenaufnahmen und eventuell spezielle weiterführende bildgebende Verfahren wie die Digitale Volumentomographie (DVT).
Die Fokussuche wird aus mehreren Gründen durchgeführt:
Bei einer geplanten antiresorptiven Therapie: Antiresorptiva sind Medikamente wie z.B. Bisphosphonate oder Denosumab. Sie werden häufig zur Behandlung von Osteoporose oder metastasiertem Knochenkrebs eingesetzt. Diese Medikamente hemmen den Knochenabbau, können aber auch das Risiko für eine medikamenten-assoziierte Kiefernekrose (MRONJ) erhöhen.
Vor chirurgischen Eingriffen:
Vor größeren chirurgischen Eingriffen, insbesondere bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem oder Vorerkrankungen, ist es wichtig sicherzustellen, dass keine unerkannten Infektionsherde im Mund vorhanden sind, die postoperative Komplikationen verursachen könnten.
Prävention systemischer Erkrankungen:
Orale Infektionen können zu systemischen Erkrankungen wie Herzklappenentzündungen (Endokarditis), rheumatischen Erkrankungen oder Diabetes-Komplikationen führen. Durch die Identifizierung und Behandlung von Infektionsherden im Mund können solche Risiken minimiert werden.
Die Notwendigkeit einer Fokus-Suche ergibt sich aus der engen Verbindung zwischen oralen und systemischen Erkrankungen. Entzündliche Prozesse im Mund können über den Blutkreislauf in andere Körperregionen gelangen und dort Entzündungen oder Infektionen hervorrufen. Eine nicht entdeckte und unbehandelte orale Infektion kann somit langfristige gesundheitliche Probleme verursachen.
Behandlung von Kopf- & Kiefergelenksschmerzen
Kopf- und Kiefergelenkschmerzen können durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, darunter Stress, Zähneknirschen (Bruxismus), Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers sowie Entzündungen oder Verletzungen des Kiefergelenks.
Diese Schmerzen sind oft miteinander verbunden, da die Muskulatur und Nerven des Kopfes sowie Kiefers eng miteinander verknüpft sind. Probleme im Kiefergelenk können Spannungskopfschmerzen verursachen, während Kopfschmerzen wiederum die Kiefermuskulatur belasten können.
Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist eine häufige Ursache für diese Probleme. CMD beschreibt eine Funktionsstörung des Kiefergelenks und der umgebenden Muskulatur und Strukturen. Die Symptome von CMD umfassen neben Kopf- und Kiefergelenkschmerzen auch Nacken- und Schulterschmerzen, Ohrgeräusche (Tinnitus) und Schwindel.
Die Behandlung dieser Schmerzen umfasst oft eine Kombination aus Entspannungstechniken, Physiotherapie und speziellen Aufbissschienen, um das Kiefergelenk zu entlasten. Für eine schnelle Schmerzreduktion können Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente verschrieben werden. Bei schwerwiegenden Fehlstellungen kann eine kieferorthopädische oder chirurgische Korrektur notwendig sein.
Ein interdisziplinärer Ansatz, der zahnärztliche, physiotherapeutische und medizinische Behandlungen kombiniert, ist oft am effektivsten, um die komplexen Symptome der CMD zu lindern.